27. April bis 27. Oktober 2024
Schloss Schwetzingen
In den Schlossräumen der kurpfälzischen Sommerresidenz finden drei Ausstellungen gleichzeitig statt. Die drei Ausstellungen können durch die großzügigen Leihgaben des Erkenbert-Museums Frankenthal und von zwei bedeutenden Privatsammlungen zu einem Höhepunkt im Carl-Theodor-Jubiläumsjahr werden. Gezeigt werden die Kostbarkeiten während den täglichen Schlossführungen durch sachkundig-geschulte Gästeführer.
Die Exponate können bei den regelmäßig stattfindenden Führungen während der Sommerzeit besichtigt werden. Treffpunkt ist jeweils das Besucherzentrum. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Bitte beachten Sie: Das Schlossmuseum ist nicht barrierefrei zugänglich.
Schlossführung 18. Jh. (60 Min.)
Montag – Freitag
11.00 bis 16.00 Uhr stündlich
Samstag, Sonntag und Feiertage
10.30 – 17.00 Uhr stündlich
Schlossführung 18. & 19. Jh. (90 Min.)
Montag – Freitag
12 & 14 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage
12, 14 & 16 Uhr
Eintritt
Schlossgarteneintritt mit Schlossführung
18. Jh. (60 Min.)
Erwachsene € 11,00, Ermäßigte € 5,50, Familien € 27,50
Schlossgarteneintritt mit Schlossführung
18. & 19. Jh. (90 Min.)
Erwachsene € 12,00, Ermäßigte € 6,00, Familien € 30,00
Weitere Informationen finden Sie hier.
Das weiße Gold aus Frankenthal
In Kooperation und der freundlichen Unterstützung mit dem Erkenbert-Museum der Stadt Frankenthal konnten namhafte Porzellanobjekte ausgeliehen werden. Die kostbaren und zerbrechlichen Kunstwerke aus der berühmten Frankenthaler Porzellanmanufaktur werden im historischen Kontext in den Appartements von Kurfürst Carl Theodor und seiner Frau Elisabeth Auguste gezeigt. Da Carl Theodor nach dem Antritt seines bayerischen Erbes 1778 die Residenz nach München verlegen musste, nahm er alle fast Kunstgegenstände aus den kurpfälzischen Schlössern mit, welche sich heute in den bayerischen Schlössern und Museen befinden. Laut dem Inventar von 1775, das der Inneneinrichtung und Präsentation des Schlossmuseum Schwetzingen zugrunde liegt, befanden sich sehr viele Porzellane der Frankenthaler Manufaktur innerhalb der Schlossräume. Diese wurden auf Kaminen, Konsoltischen und Möbeln im 18. Jahrhundert ausgestellt. Der zuständige Konservator von SSG, Dr. Ralf Wagner, hat die Ausstattung der Schlossinnenräume nach den Prinzipien des Living History Museums (englisch für „gelebte Geschichte“) angestrebt. Darunter versteht man die Darstellung historischer Lebenswelten durch Personen, deren Kleidung, Ausrüstung und Gebrauchsgegenstände in Material und Stil möglichst realistisch der dargestellten Epoche entsprechen. Neben einer Form der Freizeitbeschäftigung bezeichnet der Begriff Living History auch eine als „personale Geschichtsinterpretation“ bezeichnete Methode der Museumspädagogik. Dies birgt große Möglichkeiten für umfassende Lernerfahrungen bei den Besuchern von Museen und Schlossräumen, sofern sie wissenschaftlich korrekt betrieben und didaktisch richtig vermittelt wird. Dabei soll die Funktionalität der Räume und ihre historische Nutzung durch die Schlossbewohner aufgezeigt werden. Deswegen ist es von großer Wichtigkeit, die Schwetzinger Schlossräume authentisch mit Frankenthaler Porzellan auszustatten.
Das Mannheimer Hofservice
Durch die großzügige Leihgabe aus einer umfangreichen Mannheimer Privatsammlung kann im Carl-Theodor-Jubiläumsjahr 2024 im Grünen Speisezimmer von Schloss Schwetzingen wieder authentisch die Tafel mit dem originalen Porzellan aus dem sogenannten Mannheimer Hofservice eingedeckt werden. Vorbild hierfür war das bedeutende Schwanenservice der Meißener Manufaktur für den Grafen Heinrich von Brühl, dem allmächtigen sächsisch-polnischen Premierminister. Im Schwanenservice wurde zum ersten Mal in der europäischen Porzellanproduktion ein Relief, hier in Form einer Muschel, auf den Teller übertragen. Für das Mannheimer Hofservice wurde diese neue Art der Zierde in Form einer Obstgirlande in der Tellerfahne nachgeahmt. Die Tafel im Grünen Speisezimmer ist exakt nach der originalen Vorgabe des „service à la française“ eingedeckt. Dank der großzügigen Leihgaben können auch sechs silber-vergoldete Besteckteile korrekt eingedeckt werden, wie es die „Curieuse Köchin“ in ihrem 1706 in Nürnberg erschienenen Kochbuch beschreibt. Diese korrekte Arte des Eindeckens einer fürstlichen Tafel ist Konservator Dr. Ralf Wagner sehr wichtig, hat er doch vor seinem Studium der Kunstgeschichte im Romantik-Hotel Löwe in Schwetzingen Koch gelernt.
Familie und Mätressen
Da am 10. Dezember der 300. Geburtstag von Carl Theodor gefeiert wird sollen im Jubiläumsjahr die Familie und die Mätressen des pfälzischen Kurfürsten auch präsent sein. Dies gelingt durch glänzende Leihgaben aus der außerordentlich bedeutenden und wahrscheinlichste größten Wittelsbacher Privatsammlung Heinstein. Wunderbare Gemälde aus der herrlichen Sammlung können auf Staffeleien in den kurfürstlichen Räumen erstmals gezeigt werden. Darunter die Eltern des Kurfürsten. Wobei sein Vater Herzog Johann Christian von Pfalz-Sulzbach gleich zweimal präsentiert werden kann. Einmal als junger Ehemann und kurz vor seinem frühen Tode, gezeichnet von der damals noch unbekannten Krankheit Diabetes. Auch zwei der unehelichen Kinder können im privaten Bereich des Kabinettes bewundert werden. Darunter Karl August von Bretzenheim, der über alles geliebte einzige Sohn von Carl Theodor. Interessante Gegenüberstellungen von frühen Herrscherportraits zu Altersportraits illustrieren bei den Schlossführungen an anschauliches Lebensbild von Kurfürst Carl Theodor.
Abb.: Sartyr mit Fußklapper (Erkenbert-Museum Frankenthal)